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Interview mit Kai Schäfer anlässlich der DM in Bielefeld

  • Tatjana Geibig-Krax

Kai Schäfer begann im Alter von 9 Jahren beim BV Darmstadt mit dem Badminton. 2008 zog er nach Frankfurt ins Internat des Olympiastützpunkts und wurde von 2009-2012 deutscher Jugendmeister im Herreneinzel. Anlässlich der DM in Gera führten wir ein Interview mit dem amtierenden Vizemeister im Herreneinzel.DI SchaeferKai bit17 SVH 05Foto: Bernd Bauer

Nach mehreren DM-Titeln in der Jugend bist du in diesem Jahr erstmals ins Herreneinzel-Finale O19 eingezogen. Überwiegen bei dir Freude und Stolz über den Vizemeistertitel oder doch die Enttäuschung, dass es nicht ganz zum Titel gereicht hat?
Ich denke es ist eine Mischung aus beidem. Natürlich bin ich enttäuscht, dass am Ende nur zwei Punkte zum Titel gefehlt haben. Trotzdem bin ich mit meiner gezeigten Leistung in Bielefeld zufrieden.

Vor allem weil es bisher für mich bei den Deutschen Meisterschaften der Erwachsenen noch nie so richtig rund gelaufen ist und ich alleine in den letzten drei Jahren zwei Mal aufgrund von Verletzungen nicht teilnehmen konnte. Deswegen überwiegt auf jeden Fall das Positive und ich nehme ein gutes Gefühl für die kommenden Jahre mit.

Du wurdest anlässlich der DM mit dem Markus-Keck-Gedächtnispokal ausgezeichnet und stehst damit in einer Reihe mit vielen namhaften deutschen Spielern. Was bedeutet das für dich?
Mir wurde der Pokal ungefähr 10 Minuten nach meinem verlorenen Endspiel überreicht, deswegen fiel es mir im ersten Moment sehr schwer mich zu freuen. Doch je mehr Zeit seitdem vergangen ist, desto mehr freue ich mich über diese Auszeichnung. Es ehrt mich, in einem Atemzug mit so vielen bedeutenden Badminton Persönlichkeiten genannt zu werden und es macht mich stolz, dass meine Art auf und neben dem Feld so gut ankommt und ich dadurch ein Vorbild für junge Athleten sein kann.

Der oben genannte Pokal zeichnet dich als Vorbild für die Jugend aus. Was kannst du jungen Badmintonspielern, die beispielsweise am Landesstützpunkt in Frankfurt trainieren, mit auf den Weg geben?
Ich muss oft daran denken, dass ich damals während meiner eigenen Jugendzeit am Landesstützpunkt in Frankfurt niemals mit solchen Erfolgen gerechnet habe. Ich hatte oft das Gefühl andere Spieler seien talentierter oder einfach besser als ich. Doch mittlerweile habe ich erkannt, dass man durch tägliche Arbeit, Leidenschaft und Spaß viel mehr erreichen kann, als man für möglich hält. Vielleicht kann nicht jeder Spieler Weltmeister, Europameister oder Deutscher Meister werden, aber es lohnt sich auf jeden Fall die eigenen Grenzen zu finden und nach oben zu schrauben.

Während deiner Zeit beim SV Fun-Ball Dortelweil musstest du mehrere Monate wegen Verletzungen pausieren. Was hat dich motiviert, nicht aufzugeben und dich in die deutsche Spitze zurück zu kämpfen?
Es stimmt, vor allem die ersten Jahre im Erwachsenenbereich waren nicht einfach für mich, da ich mit mehreren langwierigen Verletzungen zu kämpfen hatte. Das war sicher eine harte Zeit und ich hatte Phasen, in denen ich sehr an mir und meinem Körper gezweifelt habe. Doch jedes Mal, wenn ich auf dem Badmintonfeld stand, habe ich einfach gemerkt, wie viel Spaß es macht zu trainieren und voll spielen zu können. In den Phasen meiner Verletzungen hat es mich einfach motiviert, dieses Gefühl wieder zu erleben. Natürlich hat mir da sehr die Unterstützung meiner Freunde und Familie geholfen, aber auch von meinen Trainern kam immer das Signal, dass ich volle Rückendeckung habe. Dazu kam, dass ich mit jeder Verletzung meinen Körper Stück für Stück immer besser kennengelernt habe und es mir heute einfacher fällt neuen Verletzungen vorzubeugen.

Du hast dich mittlerweile auf dem Feld zu einem recht ruhigen und abgeklärten Spieler entwickelt. Mir wurde berichtet, dass das nicht immer so war. Hast du ein, zwei Tipps für junge Spieler, wie sie diese mentale Stärke entwickeln können?
Diese Entwicklung ist eher unbewusst passiert und ich habe nicht direkt daran gearbeitet. Es stimmt, dass ich mittlerweile auf dem Feld sehr ruhig bin und wenige Emotionen zeige. Grundsätzlich habe ich einfach mit der Zeit für mich erkannt, dass ich mit einer gewissen Ruhe und Gelassenheit einfach besser spiele und ich mich so am wohlsten auf dem Feld fühle. Ich denke dieses Wohlfühlen ist auch der wichtigste Punkt dabei, denn es bringt nichts sich auf dem Feld zu verstellen. In manchen Situationen wäre es aber vielleicht sinnvoller, man würde den 13-jährigen „frechen“ Kai Schäfer auf dem Spielfeld wiedersehen, um beispielsweise den Gegner doch noch etwas mehr zu beeindrucken. Das ist auch tatsächlich ein Thema, an dem ich aktuell zusammen mit meinem Mentaltrainer arbeite.

Im vergangenen Jahr bist du vom Bundesstützpunkt Saarbrücken zum Stützpunkt nach Mülheim gezogen. Wie hat sich das auf dich persönlich und dein Trainingsumfeld ausgewirkt?
Durch den Umzug hat sich sportlich nicht viel verändert für mich. Unser Bundestrainer für Einzel ist auch nach dem Standortwechsel hauptverantwortlich geblieben. Auch die Bedingungen und Trainingsumfänge sind identisch. Privat hat sich mit dem Wechsel aber einiges geändert, worüber ich mich sehr freue, da ich mit meiner Freundin, die schon seit einigen Jahren in Mülheim wohnt, zusammenziehen konnte.

Du hast in 2017 deine ersten internationalen Titel gewonnen. Herzlichen Glückwunsch dazu! Wie sehen deine nächsten Monate in sportlicher Hinsicht aus und was sind deine nächsten Ziele?
Die Pause nach der Deutschen Meisterschaft ist sehr kurz. Schon diesen Sonntag brechen wir mit der Nationalmannschaft zur Team-EM nach Russland auf. Hier ist unser Ziel, wie vor zwei Jahren auch, eine Medaille zu gewinnen. Dann sind in den nächsten Wochen viele internationale Turniere geplant und Ende April steht der sportliche Höhepunkt mit der Individual-EM an. Kurz darauf folgt mit der Team-WM in Bangkok mein absolutes Lieblingsturnier, da die Stimmung dort einfach jedes Mal überragend ist. Außerdem ist mein Ziel, mich erstmals für die Individual-WM im August zu qualifizieren. Das heißt, es stehen noch einige Highlights in diesem Jahr an.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei deinen nächsten Wettkämpfen!